Ahrwein Gaumenfreude - Aromen
Wein ist ein Erlebnis für alle Sinne: Man sieht ihn, riecht ihn, schmeckt ihn und man fühlt ihn sogar.
Ein Wein kann nicht mit verstopfter Nase geschmeckt werden. Wer nicht riechen kann, der schmeckt auch kaum etwas.
Der Geruch eines Weines, sein Bouquet oder Bukett, dass er schon im Glas entwickelt, trägt ganz unverzichtbar dazu bei, wie wir seinen Geschmack wahrnehmen. Mit der Nase können wir tausende
verschiedener Gerüche wahrnehmen, mit der Zunge allerdings nur die Grundgeschmacksrichtungen süß, sauer, bitter und salzig. Erst im Zusammenspiel zwischen Nase und Zunge, zwischen Riechen und
Schmecken, entsteht beim Trinken das individuell typische Geschmackserlebnis. Die jeweilige Balance der drei Komponenten süß, sauer und bitter entscheidet, wie harmonisch ein Wein schmeckt und
wie er sich im Mund anfühlt.
Süß wird vornehmlich an der Zungenspitze wahrgenommen. Zuviel Süße schmeckt jedoch fade und wenig reizvoll. Im Wechselspiel mit einem angenehmen Säuregehalt allerdings wird der edle Rebensaft
spritzig und lebendig. Säure regt den Speichelfluss an und wird an hinterer Stelle der Zunge wahrgenommen. Kommt nun noch ein harmonischer Anteil an Bitterstoffen hinzu, so wird auch der mittlere
Zungenbereich angesprochen. Der Begriff „vollmundig“ darf hier also wörtlich genommen werden. Nur wenn alle Rezeptoren in idealer Weise angesprochen werden, erlebt man die Vielfalt des Aromas.
Beim richtigen Schmecken sollte man sich Zeit lassen, denn wirklicher Genuss entfaltet sich nicht beim hastigen Trinken. Der feine Geschmack des edlen Getränkes verändert sich im Mund, da durch
die dortige Erwärmung zusätzliche Aromen freigesetzt werden. Auch sollte man beim bewussten Schmecken immer ein klein wenig Luft mit einziehen. Luftkontakt hebt das Aroma und bringt erst so das
ganze Potential eines guten Weines zur vollen Entfaltung. Wenn man langsam und sinnlich genießt, spürt man letztendlich Körper und Textur auch auf der Zunge. Ein blumig samtiger Tropfen etwa
fühlt sich rund und weich an. Ein junger Roter dagegen wird im wahrsten Sinne des Wortes als „trocken“ empfunden. Das enthaltene Tannin sorgt im Mundraum tatsächlich für ein trockenes Gefühl.
Doch egal ob Roter oder Weißer, wie ihm sein Bouquet vorauseilte, so klingt sein Geist auch nach dem Trinken noch nach. Bleiben Aroma und Temperament noch eine Weile als Nachgeschmack im
Rachenraum spürbar, so spricht man von einem langen Abgang. Je intensiver und angenehmer dieser ist, umso vollkommener ist auch der Genuss.
Vom ersten Duft bis zum letzten Tropfen, man muss den Charakter des Weines zu seiner vollen Größe wachsen lassen, nur dann wird man seine ganze Sinnlichkeit auch schmecken können.